Kohortenstudie
Erhöhen Solarien das Risiko für weißen Hautkrebs?
Je häufiger sich Frauen zum Bräunen auf die Sonnenbank legen, umso höher ist die Gefahr für ein dermales Plattenepithelkarzinom. In absoluten Zahlen ist die Risikosteigerung aber eher gering.
Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Wer sich gerne zum Bräunen ins Sonnenstudio begibt, dürfte auch sonst jeden Sonnenstrahl nutzen, um der Haut eine kräftige Farbe zu verleihen. Insofern ist es schwierig, negative Effekte der künstlichen UV-Bestrahlung auf der Sonnenbank isoliert zu betrachten, selbst wenn sämtliche Aktivitäten im Freien berücksichtigt werden. Epidemiologen um Simon Lergenmuller von der Universität in Oslo haben es dennoch versucht und kommen zu dem Schluss, dass bei einer intensiven Nutzung von Sonnenstudios das Risiko für ein Plattenepithelkarzinom (PEK) der Haut um über 80% erhöht ist.
Das Team um Lergenmuller bezieht sich auf eine Auswertung der Studie „Norwegian Women and Cancer“ (NOWAC). In einer früheren Analyse der Studie ergab sich ein um 32% erhöhtes Melanomrisiko für Liebhaberinnen von Sonnenbänken. Für die aktuelle Auswertung berücksichtigten die Forscher Angaben von knapp 160.000 Frauen der Jahrgänge 1927–1963. Die Teilnehmerinnen werden seit 1991 alle fünf bis sieben Jahre zu ihren Lebensgewohnheiten befragt, unter anderem auch zur Nutzung von Solarien, zu Badeurlauben und zur Häufigkeit von Sonnenbränden. Angaben zur Kindheit und Jugend wurden retrospektiv zum Beginn der Studie erhoben, im Laufe der Studie kamen aktuelle Daten zur UV-Exposition aus den Anschlussbefragungen hinzu. Daraus berechneten die Forscher eine kumulative Solariennutzung, aus anderen Angaben die kumulative sonnenbedingte UV-Exposition.
0,4% erkrankten in knapp 17 Jahren an dem Tumor
Während einer mittleren Nachbeobachtungsdauer von 16,5 Jahren erkrankten 597 Frauen (0,4%) an einem PEK. Die Diagnosen wurden anhand eines Krebsregisters erfasst.
Knapp 70% der Frauen gaben im Studienverlauf an, ein Solarium genutzt zu haben. Wurden sämtliche bekannten Begleitfaktoren und die sonnenbedingte UV-Exposition berücksichtigt, so war die PEK-Rate bei Frauen mit Solariennutzung um 43% höher als bei solchen ohne. Zugleich zeigte sich ein deutlicher Dosiseffekt: Die eifrigsten Solariennutzerinnen (mehr als 240 Sitzungen) entwickelten 83% häufiger ein PEK als solche ohne Solarienbesuche, und Frauen, die über mehr als zehn Jahre hinweg regelmäßig ins Solarium gingen, erkrankten doppelt so oft an dem Tumor wie Solarienabstinenzlerinnen.
Auch das Alter beim ersten Solarienbesuch hat offenbar einen Einfluss: Frauen, die sich schon mit weniger als 30 Jahren auf die Sonnenbank legten, erkrankten häufiger als solche mit einem späteren Beginn. Schließlich ergab sich ein additives Risiko für Sonnen- und Solarienexposition: Frauen, die sich regelmäßig drinnen und draußen bräunen, müssen nach diesen Daten mit einem zweieinhalbfach erhöhten PEK-Risiko rechnen.
Absolut betrachtet ist die Risikoerhöhung durch Solarien jedoch gering, schließlich erkrankte weniger als ein halbes Prozent der Frauen im Laufe der Studie an einem PEK. Ob die geringe absolute Risikoerhöhung eine strengere Regulierung von Solarienbesuchen rechtfertigt, wie sie die Studienautoren fordern, ist eine andere Frage. Dabei müsste allerdings auch ein möglicher Nutzen, etwa durch eine erhöhte Vitamin-D-Produktion, gegengerechnet werden.
Originalquelle:
Lergenmuller S. et al. Association of Lifetime Indoor Tanning and Subsequent Risk of Cutaneous Squamous Cell Carcinoma. JAMA Derm 2019. http://doi.org/10.1001/jamadermatol.2019.2681
aktuelle Quelle: springermedizinonline.de